KIWANIS 65+Plus und eine soziale Aktion
Die älteren Semester des KIWANIS Clubs Kreuzlingen treffen sich regelmässig zum Wandern – manchmal mit Folgen
Seit einigen Jahren existiert im KIWANIS Club Kreuzlingen eine lockere Verbindung derjenigen, die das 65. Altersjahr überschritten haben. Man trifft sich jeden ersten Donnerstag des Monats zu einer Wanderung, wobei in der Regel ein kultureller Aufhänger mit im Spiel ist. Die Teilnahme ist selbstverständlich freiwillig – doch wer kann, kommt. In der Regel sind die Anfahrstrecken kurz und die Anforderungen immer dem Teilnehmerfeld angepasst. Organisiert wird in freier Folge. Im Hintergrund hält KF Herbert Ammann die Fäden locker in den Händen, orientiert sporadisch und sorgt so, dass jeden Monat etwas läuft.
Anlässlich einer solchen Wanderung kam unser KF Karl Kohli und gleichzeitig Präsident des AGATHU mit KF Paul Stähli ins Gespräch. „Der Lärm im Raum sei manchmal kaum auszuhalten!“ Die Bemerkung fiel zur richtigen Zeit gegenüber dem richtigen Zuhörer. KF Paul Stähli startete eine Umfrage, wer an zwei Wochenenden zur Mitarbeit bereit sein könnte. Unter Beizug eines Bauphysikers wurden die akustischen Werte ermittelt und die Möglichkeiten einer effizienten Schallisolation abgeklärt. An einem Mittagsmeeting wurde das Projekt den Anwesenden KF vorgestellt und gleichzeitig um eine finanzielle Beteiligung nachgesucht. Dann folgte Schlag auf Schlag die Materialbestellung, die Anlieferung und schliesslich die Detailorganisation der Arbeitseinsätze. Der Enthusiasmus der Beteiligten war derart, dass die gesamte Isolation bereits nach dem ersten Einsatz fertig gestellt war. Dass sich unser KF Paul Stähli nicht nehmen liess, die Abrechnung zu präsentieren mit: „Es gibt keine offenen Rechnungen“. Es ist immer noch laut im AGATHU, aber der Lärm hat ein erträgliches Mass angenommen, selbst dann, wenn wie gewöhnlich Hochbetrieb herrscht.
Peter Müller
Hilfe vor Ort im Umfeld der Flüchtlingskrise
Das AGATHU von KreuzlingenMit personellem und finanziellem Einsatz unterstützt der Kiwanis Club Kreuzlingen eine privat organisierte örtliche Institution, die sich der Asylsuchenden annimmt.
Jeden Nachmittag besuchen etwa 140 Asylsuchende den einfachen Raum beim Zoll Kleinvenedig in Kreuzlingen. Sie trinken Kaffee oder Tee, diskutieren, spielen, schreiben, lesen oder blicken vor sich hin. An sechs PC im kleinen Nebenraum, die für 25 Minuten gegen geringe Unkosten zur Verfügung stehen, schreiben und surfen unter Aufsicht Flüchtlinge. Es herrscht ein Gedränge. Es ist eng hier und laut. Die Kinder sind mit Farbstiften oder einfachen Spielen beschäftigt. An den Wänden hängen dicht nebeneinander bis zur Decke ihre Zeichnungen. Allen Menschen ist etwas gemeinsam: Die Zukunftsfrage hängt bedrohlich über jedem Einzelnen, ist riesig und allgegenwärtig - ein Mühlstein im Nacken! Alle hoffen und die Wartezeit ist endlos. Ob das Bundesamt für oder gegen die Bleibe entscheiden wird, weiss niemand. Ein Teil der Asylsuchenden wird wieder zurück müssen. Die rund 120 freiwilligen Helfer und Helferinnen vom AGATHU begleiten diese Menschen nur kurz, empfangen sie zu Kaffee oder Tee und hören ihnen wenn immer möglich zu. Manchmal gelingt es Unverständliches zu klären, manchmal wird eine Beratung vermittelt. Die Helfenden vom AGATHU spüren hautnah, was wir alle längst wissen: Flüchtlinge sind nicht nur Menschen ohne Zuhause, sondern auch Menschen, die permanent Angst mit sich tragen - Frauen, Männer, Kinder! Das AGATHU ist für sie da, an fünf Nachmittagen pro Woche. Ein Hort der Abwechslung und Entspannung zu den engen Verhältnissen des Empfangs- und Verfahrenszentrums EVZ. Die Asylsuchenden bleiben von den Plätzen und Strassen der Stadt weitgehend fern - willkommener Nebeneffekt! Obendrauf erfahren die Fremden Impulse aus unserem kulturellen Umfeld: „Leeres Geschirr zurückbringen, Please wait, Ladies first, Abfälle gehören in den Papierkorb, danke - bitte!“ Erste Schritte einer Integration?
Im AGATHU hat sich der Kiwanis Club Kreuzlingen stark engagiert und er tut es immer noch, sowohl personell als auch finanziell. Auch die Zahl derjenigen KF, die sich regelmässig engagieren, ist beachtlich. KF Eugen Meier beispielsweise holt im Wechsel mit der Leiterin Dominique Knüsel montags ab „Schweizer Tafel“ noch gut konsumierbare Nahrungsmittel. Spenden von kirchlicher Seite, der Stadt, von Serviceclubs, vom Staatssekretariat für Migration, vom gemeinnützigen Frauenverein und der Huldi-Schönholzer-Stiftung und vieler Privater helfen mit, das AGATHU zu stützen. Eine Person ist mit 50 %, eine zweite mit 20 % angestellt. Alle anderen 120Helferinnen und Helfer arbeiten unentgeltlich und freiwillig. Zweimal wöchentlich findet abends ein Lernatelier statt. Für Studierende der PH und Schüler der oberen Klassen werden sporadisch Begegnungen organisiert. Diese und Wochenend-Aktionen zwischen Einheimischen und Asylsuchenden bauen Vorurteile ab. Sieht man dem Geschehen zu, gerät man unweigerlich in Zuversicht, in Anlehnung an Angela Merkels Parole zur Flüchtlingskrise „Wir schaffen das!“ Die Skepsis von Seiten der Behörden ist einer Zustimmung gewichen: Das AGATHU unter dem Präsidium von KF Dr. Karl Kohli hat 2015 den „Prix Kreuzlingen“ gewonnen, überreicht vom Stadtpräsidenten.
Peter Müller